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  • Eine athletische Weltreise: 7 Marathons – in 7 Tagen – auf 7 Kontinenten

    12.11.2018 | Text: Ursula Czerny | Fotos: Dr. Thomas Taut
    Als erster Österreicher absolvierte Dr. Thomas Taut am 5. Februar 2018 die «World Marathon Challenge». Er lief sieben Marathons, an sieben aufeinanderfolgenden Tagen, auf sieben Kontinenten und das bei einem Temperaturunterschied von 40 Grad. Er gehörte zu den 49 Finishern dieser ganz besonderen athletischen Herausforderung und belegte den hervorragenden 19. Rang.
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Eine athletische Weltreise: 7 Marathons – in 7 Tagen – auf 7 Kontinenten

12.11.2018 | Text: Ursula Czerny | Fotos: Dr. Thomas Taut
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Als erster Österreicher absolvierte Dr. Thomas Taut am 5. Februar 2018 die «World Marathon Challenge». Er lief sieben Marathons, an sieben aufeinanderfolgenden Tagen, auf sieben Kontinenten und das bei einem Temperaturunterschied von 40 Grad. Er gehörte zu den 49 Finishern dieser ganz besonderen athletischen Herausforderung und belegte den hervorragenden 19. Rang.
Helvetia Blog

Dr. Thomas Taut ist 54 Jahre alt, als selbstständiger Versicherungsmakler auch für Helvetia tätig und erfüllte sich im Februar 2018 einen Traum. Er meisterte als erster Österreicher die «World Marathon Challenge». Er lief an sieben aufeinanderfolgenden Tagen, sieben Marathons auf sieben Kontinenten. Wir verraten Ihnen alles über diesen außergewöhnlichen Marathon und haben Dr. Taut in einem abschließenden Interview unter anderem gefragt, wie man für so ein sportliches Event trainiert und ob man sich nach so einem Erfolg eigentlich noch höhere Ziele stecken kann.

Die sieben Stationen: Von -10 auf +30 Grad


Seine athletische Weltreise begann bei -10 Grad in Novo im ewigen Eis der Antarktis. Die Marathonstrecke verlief rund um eine aus bunten Wellblechbaracken bestehende russische Forschungsstation. Die ersten 42,195 km waren für Dr. Taut keine Schwierigkeit, aber er absolvierte sie aufgrund von Schnee und Eis etwas langsamer als gewohnt.

Mit einem speziell dafür umgebauten Privatflugzeug wurden die Teilnehmer zur nächsten Location geflogen: ins 40 Grad wärmere Kapstadt in Südafrika. Die Temperaturschwankungen waren eine gewaltige Belastung für den Körper. Nur 13 Stunden nach dem ersten Marathon in der Kälte, war der Marathon in der afrikanischen Mittagshitze an der Reihe.

Bei der dritten Strecke im australischen Perth starteten die Läufer um 22.00 Uhr und absolvierten ihr erstes Nachtrennen. Die Temperatur war angenehm und der Lauf mit Stirnlampe leichter als jener in Kapstadt. Die Teilnehmer hatten sich mittlerweile auch auf den Rhythmus eingestellt – hinein in den Flieger, schlafen, raus aus dem Flieger, Transfer zum Hotel, umziehen, an die Strecke, laufen und wieder zurück zum Flieger.

In Dubai war es wider Erwarten recht kühl. Die Läufer konnten an der Strecke Kleidungsstücke deponieren, um sich den Temperaturen anzupassen. In Lissabon – der fünften Etappe – gab es den ersten und einzigen Regen aller Läufe.

Cartagena in Südamerika stellte sich als Knackpunkt heraus. Die Teilnehmer verfolgten die Temperaturkarten bereits seit Wochen mit Spannung. Als klar war, dass das Rennen in Cartagena im Winter bei 38 Grad stattfinden sollte war die Anspannung groß. Durch eine Flugverspätung wurde der Marathon jedoch Nachts ausgetragen. Bei "nur" 30 Grad, ging es durch die mittelalterlich bunte und wunderschöne Altstadt von Cartagena.

Die letzten 42,195 km mussten die Läufer neben Sandstrand, Palmen und vielen Zuschauern in South Miami Beach hinter sich bringen. Die Hälfte der Teilnehmer hatte bereits eine schmerzhafte Schienbeinentzündung, daher waren die Laufzeiten in Miami nicht so schnell wie erwartet. Auch Dr. Taut konnte nach 14 gelaufenen Kilometern aufgrund starker Schmerzen nur mehr Gehen. Selbst Schmerzmittel brachten keine Linderung. Die Rettung kam dann ganz unerwartet: eine ehemalige Teilnehmerin einer früheren Challenge brachte ihm ein Bier, dank dem er die letzten 20km ins Ziel laufen konnte.

Herr Dr. Taut, woher kommt Ihre Faszination für den Langstreckenlauf?

Bereits als Kind habe ich den Läufern des Wien Marathons zugesehen und sie bewundert. Ich wollte das selbst auch schaffen, wusste aber, solange ich Rauche, werde ich keinen Marathon laufen können. 1999 war es dann endlich soweit: ich hörte mit dem Rauchen auf und fing mit dem Laufen an. Nach 35 Marathons, habe ich mir die Frage gestellt "Was jetzt?"

Ultra – das heißt, über die Marathon-Distanz hinaus – habe ich probiert, war allerdings nichts für mich. Triathlon - also Schwimmen, Radfahren, Laufen – war es auch nicht. Als Drittes habe ich dann den Multi-Marathon ausprobiert – also viele Marathons in kurzen Zeiträumen – das hat mir Spaß gemacht.

Und dann gleich 295 km in 168 Stunden – wie haben Sie von der «World Marathon Challenge» erfahren?

Während einer Joggingrunde in Sydney sprach mich ein Australier an und erzählte mir von einem großen Projekt: Der «World Marathon Challenge 2016», an der er zwei Wochen später teilnehmen wollte. Ich war sprachlos und habe mich sofort darüber informiert. Es hat dann aber ein ganzes Jahr gedauert, bis ich zu der Entscheidung kam, dass das "meins" ist, dass ich die Energie und die Zeit dafür aufbringen möchte und eine reelle Chance habe, das zu schaffen. Ich wollte schon immer etwas machen, das noch nie jemand gemacht hat.
Die «World Marathon Challenge» hat noch kein Österreicher zuvor gemacht - das war für mich schon ein starkes Motiv. Allerdings war meine Frau letztlich der größte Antrieb: sie war die erste Frau der Welt die die Major Five Marathons - also London, Boston, Berlin, Chicago und New York City - gelaufen ist.

Wie trainiert man für so eine unglaubliche athletische Herausforderung? Kann man sich darauf überhaupt vorbereiten?

Trainieren kann man das nicht wirklich. Ich stand aber bereits voll im Training und habe neben dem normalen Training von 20-50 km pro Woche, aufgeteilt auf 3-4 Etappen, noch den Doppelschlag trainiert. Das bedeutet eine lange Distanz unmittelbar anschließend an eine andere lange Distanz zu laufen. Also lief ich am Samstag 30 km und am Sonntag ebenfalls 30 km. Das hat gut funktioniert. Wichtig war bei diesem Projekt vor allem die Regeneration. Man musste am nächsten Tag wieder fit sein, der aktuelle Tag war nicht der entscheidende, wichtig war, auch am nächsten Tag wieder seine Leistung abrufen zu können.

Unter den Teilnehmern war auch Dave McGillivray, er ist seit 32 Jahren Veranstalter des Boston Marathons. Ein sehr beeindruckender Mensch, der bereits sechs Mal um die Welt und zwei Mal durch Amerika gelaufen ist. Jedes Jahr zu seinem Geburtstag läuft er sein Alter in Meilen, das sind mittlerweile schon über 100 km. Er hat für mich einen wichtigen Spruch geprägt: "You don't run for today, you run für tomorrow" und das ist lässt sich auf die Herausforderungen der World Marathon Challenge zu 100 % umsetzen.

Sie meisterten die World Marathon Challenge und belegten den hervorragenden 19. Rang – kann es danach eigentlich noch ein höheres sportliches Ziel geben?

Für mich gibt es das. Ich möchte 2019 am "Multi Mount Everest" teilnehmen. Dieser Marathon besteht aus drei Teilen:

  • Einer Bergbesteigung des Mount Everest
  • Dem Bergaufräumen, also dem Sammeln und Entsorgen des Mülls der sich rund um das Basislager angesammelt hat
  • Dem Everest-Marathon: Marathon vom Basislager talwärts


Wir gratulieren Ihnen zu Ihren unglaublichen Leistungen und werden Ihre zukünftigen sportlichen Aktivitäten mit Spannung verfolgen. Alles Gute für den "Multi Mount Everest"!

Dr. Thomas Taut im Video von ORF Sport Plus