27. September 2019, Text: Natascha Fabian, Foto: Helvetia
Pascal Müller hat 25 Jahre Erfahrung in der Transportversicherung. Er weiss: Menschliches Versagen ist die häufigste Schadensursache. Ein beladenes Frachtschiff zu steuern, von der Grösse von drei Fussballfeldern, sei eben schwieriger, als ein Flugzeug zu pilotieren.
Das zeigt sich auch im Januar 2019. Ein Sturm erfasste die «MSC Zoe», eines der weltgrössten Containerschiffe. Über 270 Container riss es von Bord, wobei ein Container einen durchschnittlichen Warenwert von CHF 100'000 hat. Hochgerechnet ergibt das eine Schadenssumme im zweistelligen Millionenbereich. Helvetia war in kleinem Umfang am Fall beteiligt. Was sonst lange ermittelt werden muss, war hier sofort klar: Die Schadenursache.
Ein besonders dreister Fall ereignete sich 2002. «Mike», ein Mitarbeiter einer Geldtransportfirma, sorgte für unvergessliche Schlagzeilen: Er erhielt den Auftrag, 10.6 Millionen Schweizerfranken zur Nationalbank in Zürich zu überführen. Sein Begleiter war ein neuer, unerfahrener Mitarbeiter. «Mike» nutzte die Gelegenheit und verschwand mit dem Geld ins Ausland. Nachdem er seiner Ex-Frau eine Tasche mit 400'000 Franken über den Balkon warf, floh er nach Hamburg, wo er an der Reeperbahn 80'000 Franken verjubelte. Dies zog schnell die Aufmerksamkeit auf sich und führte zur Verhaftung von «Mike». Als Versicherung der Geldtransportfirma war Helvetia am Fall beteiligt.
An einen Fall erinnert sich Pascal Müller, als wäre er gestern passiert, obwohl schon 20 Jahre vergangen sind. Beim Absturz des Swissair-Flug 111 kam ein Helvetia Kunde, ein selbstständiger Unternehmer, zu Tode. Nach dem Absturz erhielt Helvetia eine Schadenmeldung von seiner Firma. Zwei einzigartige Kunstwerke waren verschollen. Glücklicherweise hinterliess der Kunde seinem Spediteur kurz vor dem Flug die Nachricht auf dem Anrufbeantworter, dass er die Kunstwerke im Wert von rund 300'000 Schweizerfranken bei sich trage: Eine syrische Bronze Skulptur und eine Keramikschale aus dem 13. Jahrhundert. Beweis genug für Helvetia, den Schaden zu übernehmen. Für den Regress gegen Swissair galt es aber zu beweisen, dass die Stücke tatsächlich an Bord waren. Wochen später bargen Spezialisten die zerfetzen Kunstwerke auf dem Meeresgrund. Einen Teil davon besitzt Pascal Müller noch heute als Andenken an den einzigartigen Fall.