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Engagement
COVID-19

Mitgliederbeitrag zahlen, wenn nichts läuft?

Noch ist bei vielen Vereinen unklar, wie stark ihnen die Corona-Krise finanziell zusetzt. Ohne Veranstaltungen fehlen wichtige Einnahmen. Möglicherweise stellen nun Mitglieder ihren Jahresbeitrag in Frage. Wie sollen Vereine damit umgehen?

22. Mai 2020, Text: Felix Mätzler, Foto: Deposit

Ein Fussball auf einer leeren Wiese.

Der Aquarienverein Zug, die Historische Vereinigung Wynental oder die Friends of Ruanda in Zürich: Das sind drei der über 100 000 Vereine in der Schweiz. Und allen drei ist gemeinsam: Der Mitgliederbeitrag ist tief, denn er ist wie bei vielen Vereinen ein Solidaritätsbeitrag oder dient zur Deckung von Administration und Infrastrukturkosten.

Solidaritäts- oder Leistungsbeitrag?

Anders dort, wo der Beitrag mit einer Gegenleistung in Zusammenhang gebracht wird, etwa beim FC Frauenfeld: Da bezahlen die Mitglieder bis zu 500 Franken Jahresbeitrag, dafür können sie trainieren und Fussball spielen. Nun fiel das Training während zweier Monate aus, und gespielt wird noch länger nicht – wegen Corona. Dennoch: «Bei mir hat sich bis jetzt noch niemand gemeldet und Geld zurückgefordert», sagt Vereinspräsident Markus Frei. Das habe wohl auch damit zu tun, dass die Jahresbeiträge schon letzten August eingezogen wurden. Nun ist Markus Frei gespannt, ob im kommenden August Anträge auf Reduktion eingehen.

«Man schafft sich keine Freunde»

Es mache durchaus Sinn, wenn man bei den Mitgliederbeiträgen jetzt eine pragmatische Lösung suche und für ausgefallene Leistungen allenfalls auch eine Reduktion anbiete, sagt Rechtsanwalt Walter Wagner aus St. Gallen. Selbst wenn die Beiträge - rein rechtlich gesehen - geschuldet sind. Auf eine Betreibung, wenn jemand nicht zahlen will, würde der Fachmann für Vereinsrecht aber verzichten, weil zu kompliziert, und: «Man schafft sich damit sicher keine Freunde.»

Unterstützung für Sport und Kultur

Bei manch einem Verein fehlt dieses Jahr auch Geld, weil der Vereinsanlass ausfallen musste oder weil die Club-Beiz geschlossen blieb – wichtige Bestandteile in manchem Jahresbudget. «Wir haben sogar drei Anlässe, die wegen Corona nicht stattfinden», sagt Frauenfeld-Präsident Markus Frei. Es fehlten 20 000 bis 30 000 Franken in der Kasse, schätzt er. Doch: «Wir werden das auffangen, weil sich die Mindereinnahmen mit den Minderausgaben in etwa die Waage halten.» Andere Sportvereine blicken da weniger entspannt in die Zukunft. Das blieb auch dem Bundesrat nicht verborgen, der bereits im März 50 Millionen Franken für Sportclubs bewilligte, die auf dem Ehrenamt basieren und hauptsächlich den Breitensport fördern. Im Mai wurde der Betrag um weitere 150 Millionen aufgestockt. Allerdings gibt’s die Gelder nur für Vereine, die kurz vor dem Konkurs stehen. Auch für Kulturvereine im Laienbereich gibt’s Geld vom Bund, gesamthaft zehn Millionen Franken, wenn Veranstaltungen wegen Corona abgesagt werden mussten.

Rund 460 Vereine unterstützt

Helvetia hat die Unterstützungsaktion für Vereine per Ende August abgeschlossen. Seit Beginn der Aktion Ende April haben rund 460 Vereine einen Beitrag erhalten. Fast zwei Drittel aller Anträge haben Sportvereine gestellt, rund ein Viertel sind kulturell tätig. Weitere sind im sozialen Umfeld, in der Kunst und in der Wirtschaft aktiv.

Beitrag von Walter Wagner

Video-Beitrag von Walter Wagner, Rechtsanwalt und Präsident Benevol St.Gallen.