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Kunst

Helvetia Kunstpreisträger Kaspar Ludwig zeigt unbequeme Kunst an der LISTE

Der junge Tessiner Künstler Kaspar Ludwig zeigt an der LISTE Art Fair Basel ein Werk, das aus der Erinnerung an ein Erlebnis an der letztjährigen Messe entstand. Nie hätte er sich damals ausgemalt, einmal an diesem bedeutenden Kunst-Event seine eigene Kunst präsentieren zu dürfen.

7. Juni 2019, Text: Margrith Mermet, Video: ARTTV

Kaspar Ludwig ist Absolvent des Master-Studiengangs Fine Arts der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel. 1989 in Nürnberg in eine Künstlerfamilie geboren, zog er als kleiner Junge ins Tessin, wo seine Eltern an einem Theater arbeiteten. Die Requisiten, Kostüme und Bühnenbilder faszinierten ihn mehr als was auf der Bühne geschah: «Ich hatte den tollsten Spielplatz auf der Welt mit unendlichen Möglichkeiten, wo meine Fantasie freien Lauf hatte.» Er entdeckte, dass man mit Gegenständen Geschichten erzählen kann. «Mit meiner Kunst bin ich beim Storytelling geblieben. Meine Objekte stellen etwas dar und erzählen eine Geschichte. Ich mag Dinge, die etwas verschoben sind, die sich nicht in ihrem normalen, realen Kontext befinden.»

Lieber Kunst als Ausgang

Kaspar Ludwig zeichnete gerne und modellierte mit Ton. Seine Eltern erkannten früh sein handwerkliches Geschick und schickten ihn zu einer Freundin in einen Modellierkurs. Nach der obligatorischen Schulzeit im Tessin besuchte er das Kunstgymnasium in Varese. Durch einen seiner Lehrer lernte er die Steinbildhauerei kennen: «Ich war so angetan von diesem Handwerk, dass ich jeden Samstagmorgen früh in dessen Atelier ging, um mit Steinen zu arbeiten.» Dafür liess der Teenager am Freitagabend sogar den Ausgang mit Freunden sausen. Der Lehrer wurde eine wichtige Bezugsperson für Kaspar Ludwig in seiner künstlerischen Entwicklung und ist bis heute ein guter Freund.

Weiss, was er kann

Nach der Matur zog Kaspar Ludwig weiter in die Toskana. Fasziniert von den Carrara-Steinbrüchen und der aufwändigen Gewinnung von Marmor entschied er sich für eine Lehre als Steinmetz. «Ich wollte das Handwerk von Grund auf lernen. Es gibt mir heute Sicherheit in meinem künstlerischen Schaffen.» Später besuchte er eine Kunstakademie und arbeitete in einem Betrieb, der für Künstler und Designer Arbeiten aus Marmor anfertigte. Da lernte er viel für sein späteres Leben als Künstler: «Ich sah, wie sie an eine Arbeit rangingen und sie vorantrieben. Das war für mich sehr wichtig, um ein realistisches Bild vom Künstlerdasein zu erhalten.»

Verschobene Bedeutung

Mit seiner Kunst versucht Kaspar Ludwig, die Wahrnehmung der Zuschauer zu verändern. Er arbeitet mit alltäglichen Gegenständen, die jeder kennt. «Ich verändere sie, verschiebe ihre Bedeutung und beeinflusse so die Wahrnehmung.» Das löst beim Zuschauer ein Erwachen aus. An der LISTE Art Fair Basel stellt er unter anderem eine Bank aus Marmor aus, die an eine Gartenbank einer toskanischen Villa erinnert. Auf den ersten Blick ist es eine Bank, auf der man sich ausruhen möchte. Erst beim zweiten Mal hinschauen erkennt man, dass die Sitzfläche schräg verläuft. Der Künstler hat der Bank die normale und übliche Bequemlichkeit weggenommen, als wäre ein Fehler bei der Produktion entstanden. Die Idee für die Bank entstand aus einer eigenen Wahrnehmung beim Besuch der letztjährigen LISTE: Als er zusammen mit einem italienischen Freund in der Besuchermasse einen kurzen klaustrophobischen Moment erlebte, weil sie keine Kunst sondern nur noch Menschen sahen und nirgends eine freie Sitzgelegenheit für eine Verschnaufpause fanden. «Heute hier zu sein und diese Bank zusammen mit anderen Werken zeigen zu dürfen ist grandios», erklärt Kaspar Ludwig. «Der Gewinn des Helvetia Kunstpreises ist für mich eine Riesenchance, mich in der Kunstwelt weiter zu entwickeln. Ich freue mich sehr darüber.»

Helvetia Kunstpreis

Der Helvetia Kunstpreis ist seit 15 Jahren ein wichtiger Teil des Kunstengagements der international tätigen Versicherungsgruppe Helvetia. Der Förderpreis wird jährlich an ein Nachwuchstalent verliehen. Das Preisgeld von CHF 15 000 soll beim Start in die berufliche Laufbahn helfen. Zum Preis gehört auch ein Auftritt an der LISTE – Art Fair Basel, wo die jungen Künstlerinnen und Künstler ihr Schaffen einem breiten Fachpublikum präsentieren dürfen. Helvetia, die auch Kunst versichert, verfügt über eine der bedeutendsten Sammlungen zeitgenössischer Schweizer Kunst mit einer 75-jährigen Geschichte. Die Sammlung konzentriert sich auf Malerei, Zeichnungen und Fotografie.