19. Juli 2019, Text: Alexandra Muheim, Foto: Helvetia
Eine Woche lang hat Julia Steiner im Helvetia Art Foyer an ihrem überlebensgrossen Kunstwerk gearbeitet. Mit schwarzer Farbe hat sie die Wände des Ausstellungsraumes bis unter die Decke mit einem Spiel von Licht und Schatten gefüllt. «Weil ich eine Raumzeichnung auf Einzelwänden nicht so spannend finde, sondern immer eine Raumsituation, eine Raumecke oder eine Deckensituation suche, kam mir die Idee, die Säulen als Spannwinkel zu gebrauchen», erklärt die Künstlerin. Mit halbtransparentem Seidenstoff hat sie die Säulen vor den Fenstern mit den Wänden verbunden, sodass die Fenster dahinter verschwanden. Das einfallende Licht wird durch die ebenfalls bemalten Stoffbanden gefiltert und trennt den Innenraum so vom urbanen Treiben draussen.
Julia Steiner arbeitet gerne mit grossen Formaten; auch in vorherigen Arbeiten, wie zum Beispiel in der Abteikirche in Bellelay im Schweizer Jura, ist das zu sehen. «Meine Malerei ist keine verkleinerndeDarstellung einer Landschaft, kein Abbild. Sie ist wirklich so gross, sie hat einen Bezug zumKörper. Ich und auch der Betrachter können eintauchen oder sich darin bewegen, darinHerumspazieren.» Im Helvetia Art Foyer hat die Künstlerin erstmals auch eigene Bilder in das grosse Ganze eingefügt. Gemalt hat sie zuerst die Wand, danach hat sie aus ihren bestehenden Werken passende Stücke ausgesucht und im Raum verteilt.
Das Spiel mit Licht und Schatten gestaltet die 37-jährige mit nur einer Farbe. «Ich arbeite mit schwarzer Gouache-Farbe aus der Tube und mit Borstenpinseln». Wenn sie einen Raum das erste Mal sieht, beginnt sie sich Gedanken zu machen und entwirft im Kopf die Stellen die dichter oder weniger dicht ausgestaltet werden. Wenn sie dann mit der Arbeit anfängt, beginnt sie mit kleinen Flecken, die sich mit der Zeit zu einer Einheit zusammenschliessen. «Das Weiss, das Helle ist immer schon von Anfang an da, ich brauche das Weiss der Wand als Licht, ich male nicht mit weisser Farbe. Das Helle in der Zeichnung sind die ausgesparten Stellen, das Nicht-Gezeichnete.»
In einem zweiten Ausstellungsraum sind Gipsabdrücke der Künstlerin zu sehen. Es sind Werke ihrer Serie «Deep Skin» bei der sie Abdrücke von organischen und körperlichen Gegenständen gesammelt hat, diese ineinander verlaufen liess und so auch hier mit Grenzen und Übergängen gespielt hat.
Die bemalten Wände werden nach der Ausstellung wieder übermalt und das Kunstwerk verschwindet hinter einer Schicht neuer Farbe: «Bei der Arbeit hier vor Ort, fand ich es extrem befreiend einfach zu wissen, es ist diese begrenzte Zeit, in der ich hier arbeite, in der Sinn entsteht, und in einem halben Jahr würde etwas Anderes dabei rauskommen. Es vergeht, es muss nicht für die Ewigkeit sein, es ist etwas Flüchtiges.»
Die Ausstellung «Borrowed Light» ist jeweils am Donnerstag von 16 bis 20 Uhr geöffnet und dauert bis am 26. September 2019. Sie ist Teil des Kunstengagements von Helvetia, die selber auch Kunst versichert. So erhalten Kunstschaffende die Möglichkeit, ihre Werke einem breiten Publikum im Art Foyer zu präsentieren. Gleichzeitig öffnet Helvetia die eigene Kunstsammlung für ein breites Publikum. Diese ist mit über 1 800 Arbeiten von rund 400 Künstlerinnen und Künstlern eine der bedeutendsten im Bereich zeitgenössischer Schweizer Kunst. Pro Jahr finden drei bis vier Ausstellungen im Helvetia Art Foyer statt. Zum Kunstengagement zählt auch der Helvetia Kunstpreis, mit dem junge Künstler beim Start ins Berufsleben unterstützt werden.
Bis 26. September 2019
Jeweils donnerstags (ausser 1. August), 16 bis 20 Uhr
Helvetia Art Foyer, Steinengraben 25, 4051 Basel
Eintritt frei.