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  • Mythos Sonnenwende: ein feuriges Spektakel

    14.06.2023 | Text: Ursula Czerny | Foto: istock
    Essen, trinken, tanzen und singen – so wird die Sonnenwende gefeiert, wobei ein großes Feuer natĂŒrlich nicht fehlen darf. Wir verraten, wo im Sommer besonders traditionelle und beeindruckende Feste stattfinden, welcher Brauch sich dahinter verbirgt und wie es um die rechtliche Lage eines Sonnwendfeuers bestellt ist.
Mythos Sonnenwende. Welcher Brauch steckt dahinter? Wo finden im Sommer besonders beeindruckende Feste statt und wie sieht die rechtliche Lage aus ?

Mythos Sonnenwende: ein feuriges Spektakel

14.06.2023 | Text: Ursula Czerny | Foto: istock
Mythos Sonnenwende. Welcher Brauch steckt dahinter? Wo finden im Sommer besonders beeindruckende Feste statt und wie sieht die rechtliche Lage aus ?
Essen, trinken, tanzen und singen – so wird die Sonnenwende gefeiert, wobei ein großes Feuer natĂŒrlich nicht fehlen darf. Wir verraten, wo im Sommer besonders traditionelle und beeindruckende Feste stattfinden, welcher Brauch sich dahinter verbirgt und wie es um die rechtliche Lage eines Sonnwendfeuers bestellt ist.
Helvetia Blog

📖 Lesedauer 6-7 Minuten

Sommersonnenwende der astronomische Sommeranfang

Bei einer Sonnenwende, auch Sonnwende genannt, erreicht die Sonne im Laufe eines Sonnenjahres den grĂ¶ĂŸten nördlichen oder sĂŒdlichen Abstand vom HimmelsĂ€quator. In diesem Augenblick kehrt die Sonne ihre durch die Schiefe der Ekliptik* bewirkte Deklinationsbewegung um und nĂ€hert sich wieder dem HimmelsĂ€quator. Diese maximale Deklination erreicht sie jedes Jahr zweimal: einmal nördlich und einmal sĂŒdlich des HimmelsĂ€quators. Je nach HemisphĂ€re spricht man dabei jeweils von der Sommer- oder Wintersonnenwende.

Bei der am 20., 21. oder 22. Juni stattfindenden Sommersonnenwende erreicht die Sonne ihren mittĂ€glichen Höchststand ĂŒber dem Horizont. Zur Wintersonnenwende, welche am 21. oder 22. Dezember ist, erreicht die Sonne hingegen die geringste Mittagshöhe.

Die Sommersonnenwende stellt den astronomischen Sommeranfang dar und reprĂ€sentiert den lĂ€ngsten Tag und die kĂŒrzeste Nacht des Jahres. Dieses Jahr findet die Sommersonnenwende am 21. Juni 2023 um 16:57 Uhr statt. Der kalendarische Sommeranfang findet im Gegenzug immer an einem fixen Datum, dem 1. Juni, statt.

Die Wintersonnenwende fĂ€llt auf den 22. Dezember 2023 um 4:27 Uhr. Sie fragen sich, warum die Termine der Sonnenwende von Jahr zu Jahr unterschiedlich sind? Dies liegt in der Tatsache, dass das Kalenderjahr circa sechs Stunden kĂŒrzer ist als das Sonnenjahr. Dadurch gibt es alle vier Jahre ein Schaltjahr. Dementsprechend Ă€ndert sich das Datum ab und zu.


Der Ursprung des Sonnwendfestes

Die Sonne hatte schon immer eine große Bedeutung fĂŒr das irdische Überleben. Die lĂ€nger werdenden Tage nach der Wintersonnwende verkörpern das Leben und die Auferstehung. Je grĂ¶ĂŸer der Unterschied zwischen dem harten Winter und dem warmen Sommer war, desto intensiver wurde dieser Tag gefeiert.
Der Sinn dieses Brauches bestand ursprĂŒnglich darin, durch den LĂ€rm der Feierlichkeiten schlechte Geister zu vertreiben. Hintergrund war der Gedanke, dass dadurch die Ernte grĂ¶ĂŸer ausfĂ€llt. Aus den zahlreichen Abwehrzaubern entwickelten sich nach und nach heitere Volksfeste. Die nördlichen LĂ€nder Europas bezeichnen die Sonnwendfeier als Mittsommerfest/Midsommar.

Sonnwendfeier – Mythen und BrĂ€uche

Der Tag der Sommersonnenwende wird oft als mystischer Tag bezeichnet und wird mit weltlichen und auch religiösen Feierlichkeiten geehrt. Diese Feste waren hauptsĂ€chlich im Germanischen, Nordischen, Baltischen und Keltischen vertreten. Die grĂ¶ĂŸte Sonnwendfeier Europas findet jĂ€hrlich in Stonehenge statt und die sĂŒdlichste Feier fand 1929 ihren Ursprung in der spanischen Region Alicante.

Seit der Christianisierung Europas wird die Feier der Sommersonnenwende auch oft mit dem Tag des Hl. Johannes (Johannes dem TĂ€ufer) zusammengelegt. So ist die Sonnenwende ein willkommener Anlass, um diesen besonderen Tag zu feiern und zu ehren.

Im heidnischen Mitteleuropa, bei Kelten und Germanen, war die Sonnenwende ein Höhepunkt im Jahresablauf und das bedeutet auch ein Anlass fĂŒr Feste zu Ehren der Fruchtbarkeit. Der Tag galt zu dieser Zeit im Volksglauben als sagenumwoben und geheimnisumwittert, denn es hieß Hexen und DĂ€monen seien frei, verborgene SchĂ€tze tauchen plötzlich auf, wĂ€hrend aus BĂ€chen und Seen der Klang versunkener Glocken zu hören sei.

Die milden SommernÀchte galten damals als weit weniger gefÀhrlich als jene NÀchte in den Wintermonaten. Aus den zahlreichen Abwehrzaubern entwickelten sich dann nach und nach heitere Volksfeste.

Beeindruckende Feiern in Österreich

UnzĂ€hlige Feiern haben anlĂ€sslich der Sonnenwende ihren besonderen Charme, so etwa auch jene in der Tiroler Zugspitz Arena. Das traditionelle Spektakel geht ĂŒber das AnzĂŒnden eines Feuers hinaus. 10.000 Fackeln und Feuerstellen sorgen fĂŒr einzigartige Motive, die von der alpinen Tierwelt ĂŒber Symbolen des Christentums bis hin zu aktuellen Themen reichen und fĂŒr einen Überraschungseffekt sorgen. Dabei bedarf es einer Vermessung der FelswĂ€nde sowie der Berge und erfahrener Bergfeuer-Gruppen. Aufgrund seiner Einzigartigkeit wurde das Bergfeuer Ehrwald in die Liste des immateriellen UNESCO-Kulturerbes aufgenommen.

Apropos UNESCO-Kulturerbe: Auch in der Wachau wird der lĂ€ngste Tag des Jahres ausgiebig gefeiert. Hier blickt man schon auf ein Jahrhundert altes Brauchtum zurĂŒck. PrĂ€chtig, genussvoll und leuchtend – so wird das Spektakel, das vom Fluss aus am schönsten zu sehen ist, beschrieben.

Sommersonnenwende in anderen LĂ€ndern

Auch ĂŒber die Landesgrenze hinaus finden Feste anlĂ€sslich dieses Ereignisses statt. Diese unterscheiden sich jedoch von Land zu Land. So sind etwa in den skandinavischen LĂ€ndern und im Baltikum, wo es im Sommer nachts kaum dunkel wird, die BrĂ€uche lebendiger geblieben. In Schweden zĂ€hlt Midsommar neben Weihnachten zu den wichtigsten Familienfesten des Jahres. In DĂ€nemark und Norwegen gibt es an vielen Orten FackelumzĂŒge und ĂŒppige Mahlzeiten. Anders halten es die Finnen: Sie zieht es anlĂ€sslich dieses Ereignisses in ihre HĂŒtten aufs Land. In Estland und Lettland ist der Johannistag ein Feiertag, Freunde und Familien treffen sich im Garten oder im Wald, zĂŒnden Feuer an und grillen.

Sonnwendfeuer - rechtliche Grundlage

Ob ein Sonnenwendfeuer gestattet ist, ist eine rechtliche Frage. Neben den Gesetzen gibt es womöglich noch Verordnungen, etwa aufgrund einer wetterbedingten Brandgefahr. Informieren Sie sich hierzu bei der entsprechenden Auskunftsstelle, ob ein Sonnenwendfeuer gestattet ist. Um festzustellen, inwiefern diese Art von Feuer in den einzelnen BundeslÀndern prinzipiell gestattet ist, lohnt sich ein Blick auf deren Gesetze. Hier wird etwa von einem "Brauchtumsfeuer" gesprochen, worin sich das Sonnenwendfeuer wiederfindet.

Beispielhaft sei hier die Lage in Niederösterreich geschildert: Das Bundesluftreinhaltegesetz verbietet die punktuelle und flĂ€chenhafte Verbrennung von Materialien außerhalb dafĂŒr bestimmter Anlagen. Ausnahmen stellen etwa Grillfeuer dar. Die Landeshauptfrau hat jedoch das Recht, mit Verordnung weitere Ausnahmen festzulegen, etwa auch Feuer im Rahmen von Brauchtumsveranstaltungen (hierzu zĂ€hlen Sonnwendfeuer). Sonnenwendfeuer sind demnach grundsĂ€tzlich erlaubt, unter der Voraussetzung, dass zusĂ€tzliche Sicherheitsvorkehrungen vorgenommen werden:

  • Überwachung durch geeignete, volljĂ€hrige Person
  • Bereithalten von LöschgerĂ€ten
  • Kein Verbrennen bei starkem Wind oder DĂŒrre

Ganz so einfach ist aber nicht. Es bedarf auch einen Blick auf die Regelungen nach dem Forst-gesetz: "Im Geltungsbereich der Waldbrandverordnung der Bezirksverwaltungsbehörde gem. Forstgesetz ist jegliches EntzĂŒnden von Feuer, also auch das EntzĂŒnden eines Brauchtumsfeuers oder eines Lager- und Grillfeuers verboten. Entsprechend dem Text der Verordnung gilt dies im Wald und in seinem GefĂ€hrdungsbereich (d.h. alle waldnahen FlĂ€chen, auch Wiesen, Felder usw.)."

Als weiteres Beispiel sei Wien angefĂŒhrt. Hier gibt es folgende Voraussetzungen, um ein Brauchtumsfeuer zu entzĂŒnden:

  • Verwendung von ausschließlich trockenem, unbehandeltem Holz
  • Verbot des Einsatzes von Brandbeschleunigern
  • Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen durch die Veranstalterin bzw. den Veranstalter bzw. einer benannten volljĂ€hrigen Person

Eine entsprechende Anmeldung hat unter Angabe von Ort des Brauchtumsfeuers, Art und Menge des Brennmaterials sowie Name und Kontaktdaten der verantwortlichen Person durch die Veranstalterin bzw. den Veranstalter zu erfolgen. Dies hat laut der Website der Stadt Wien spÀtestens 2 Werktage vor Beginn zu erfolgen.

FrĂŒher muss hingegen in Tirol agiert werden: Es gilt eine Meldefrist von zwei Wochen vor dem Termin des Brauchtumsfeuers.

*Schiefe der Ekliptik. Die Erdachse, die Rotationsachse der Erde, steht nicht senkrecht auf der Ebene der Erdbahn, sondern bildet mit ihr einen Winkel von etwa 66,56°. Dadurch schließt die Ebene des Äquators der Erde beziehungsweise des HimmelsĂ€quators mit der ekliptikalen Ebene derzeit einen Winkel von 23,4385° ein, der Schiefe der Ekliptik oder ObliquitĂ€t genannt wird (lat. obliquus ‚schief‘). Die Bezeichnung Erdneigung gibt diesen Winkel unter dem Blick von der Ekliptikebene auf die Erde wieder, der Perspektive des Ekliptikalen Koordinatensystems. (Quelle Wikipedia)

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