Entschließt man sich dazu, sein Tier in den Urlaub mitzunehmen müssen rechtzeitig vor der Abreise wichtige Maßnahmen zur Prophylaxe der Reisekrankheiten getroffen werden. So wie wir vor einer Fernreise ein Tropeninstitut besuchen, so sollte auch der Hund oder die Katze vor jeder Reise, insbesondere vor Reisen in den Süden und den Osten dem Tierarzt vorgestellt werden. Die sogenannten „Tropen“ beginnen für unsere Haustiere nämlich schon in unseren klassischen Urlaubsländern.
Zu den Reiseerkrankungen, vor denen unsere Hunde geschützt werden müssen, zählen die Babesiose (Babesien sind Parasiten, die rote Blutzellen befallen), die Ehrlichiose (Ehrlichien sind intrazelluläre Bakterien, die die weißen Blutzellen befallen) und die Anaplasmose, die auch in Österreich vorkommt (Anaplsmen sind ebenfalls intrazelluläre Bakterien, die weiße Blutzellen und Blutplättchen befallen).
Diese drei Parasiten werden durch Zecken übertragen, ein Zeckenschutz ist daher unumgänglich. Ebenfalls durch Zecken, aber nur durch den direkten Verzehr einer infizierten Zecke, wird die Hepatozoonose übertragen - ein einzelliger Parasit, der weißen Blut- und Endothezellen befällt.
Neben den Zecken, müssen unsere Vierbeiner auch vor der Herzwurmerkrankung geschützt werden. Diese entsteht durch Dirofilarien also Würmer, die die großen Herzgefäße besiedeln und durch Stechmücken übertragen werden.
Als letzte klassische Reiseerkrankung muss noch die durch Sandmücken (Schmetterlingsmücken) übertragene Leishmaniose genannt werden, eine unheilbare Krankheit die durch Leishmanien, Parasiten der weißen Blutzellen entsteht.
Eine Krankheit, die eigentlich nicht unter Reisekrankheiten fällt, aber vor allem Hunde betrifft, die viel in ruhenden Gewässern baden und daher auch in Österreich selbst vorkommt, ist die Leptospirose, eine bakterielle Erkrankung der Leber, Nieren und Gefäße. Bei Wasserratten sollte eine Impfung gegen diese zum Standardimpfschutz zählen.
Die Symptome der genannten Erkrankungen können sehr vielgestaltig sein. Aufmerksam werden sollte man bei Fieberschüben, Mattigkeit und Appetitlosigkeit. Je nach Krankheit können sehr blasse bis weiße oder gelbstichige Schleimhäute in Maul und Augen auffallen. Ebenso kann sich manchmal der Harn abnormal braun, bis knallgelb oder rot verfärben. Es kann auch zu einer Blutungsneigung kommen. Verdächtig für Herzwürmer können Belastungsintoleranz, Husten oder Atemnot sein. Die Leishmaniose kann sich durch Lahmheiten, Erbrechen, Durchfall und deutliche Hautveränderungen bemerkbar machen. Bei den angeführten Symptomen muss das Tier in jeden Fall dem Tierarzt vorgestellt werden. Oft ist der Nachweis des Erregers jedoch erst einige Wochen nach der Infektion möglich.
Zusammenfassend sollte ein Hund als Reiseprophylaxe einen Schutz gegen Zecken, Flöhe, Sand- und Stechmücken sowie gegen Darmparasiten erhalten. Dazu gibt es einerseits verschiedene Spot-On Präparate (Präparate zum Auftropfen auf die Haut) oder Schutzhalsbänder, die eine repellierende und akarizide Wirkung haben sollten, also Parasiten fernhalten und vor dem Biss abtöten. Weiters gibt es verschiedene Präparate zur Entwurmung. Da kein Präparat den Befall mit Parasiten hundertprozentig verhindern kann, sollten zusätzlich folgende Vorbeugungsmaßnahmen getroffen werden:
Neben dieser Standartprophylaxe sollten noch folgende Möglichkeiten in Betracht gezogen werden:
Reisende Katzen sollten vor Stechmücken (Herzwurm), Sandmücken (Lesihmaniose), Zecken, Flöhen, Darmparasiten sowie vor dem Kontakt mit wilden Streunerkatzen (FIV) geschützt werden. Auch die Tollwutimpfung ist Pflicht. Hier stehen auch für eine Katze spezielle Präparate zur Verfügung. Wenn Hunde und Katzen gemeinsam vereisen bzw. intensiven Kontakt pflegen, muss man beachten, dass manche Parasitenbekämpfungsmittel des Hundes für Katzen toxisch sein können.
Um alle Optionen für die Reiseprohylaxe nutzen zu können, sollten die Vierbeiner mindestens drei Monate vor der Abreise beim Tierarzt vorgestellt werden. Dieser kann über die möglichen Präparate beraten und den Schutz individuell an das Tier anpassen. Durch die Klimaveränderungen rücken leider auch viele Reisekrankheiten immer weiter nach Österreich vor.
Prinzipiell gilt, dass weder Impfungen noch die Prophylaxe 100%ig vor Erkrankungen schützen können, ein Restrisiko bleibt also bei jedem Auslandsaufenthalt.
Ines Nowotny ist Tierärztin in der Tierklinik Dr. Hutter in Wien. Ihre Spezialgebiete sind bildgebende Diagnostik, Interne Medizin und Weichteilchirurgie.