Pipilotti Rist: Mir gefiel die seriöse und spannende Sammlungstradition eurer Firma. Das Konzept des Umbaus mit dem proaktiven Einbezug von Kunst und unser erstes angenehmes Treffen haben mich auch überzeugt. Dass ich am Abend nach getaner Arbeit ins eigene Bett fallen kann, ist zudem eine einladende Perspektive.
Das Kunstwerk muss für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter länger als drei Monate funktionieren. Im Museum rechne ich mit punktueller Konzentration des Besuchers. In einem gemeinsamen Nutzraum möchte ich beiläufige und sich wiederholende Erquickungen erzeugen.
Grosse Videoarbeiten, die man jeden Tag sieht und hört, könnten einem auf den Wecker gehen. Mit Miniaturprojektionen kann man diese Gefahr zwar umschiffen, aber das Treppenhaus fragt nach einer grosszügigen Geste.
Die wunderbare Fensterfront bot die Möglichkeit, mit der Sonne – die ich den grössten Projektor nenne – zu arbeiten. Die farbigen «Kristallkugeln» bedeuten auch Pixel und sind eine Hommage an die drastisch verbesserten Auflösungen der letzten Jahre. Diese «Farbdusche» stellt eher das Erlebnis dar, das man erfahren wird, und ist der provisorische Arbeitstitel, den besten Titel suche ich noch.
Das Bestimmen des Bildes, der Farben und der Abstände sind die Nüsse, die ich in meinem Atelier mit meinem kleinen, feinen Team knacke. Das Licht wird vor Ort mithilfe eines Musters zusammen mit dem Architekten und dem Lichtplaner entschieden. Für das Herstellen und Einfärben der transparenten, facettierten Kunststoffkugeln durfte ich wunderbare Industriebetriebe kennenlernen. Es ist für alle Neuland.
Das Funkeln und das Bild werden sich mit den Treppenauf- oder Treppenabsteigenden, dem Wetter und der Tageszeit verändern. Die Farbenflut wäre am Arbeitsplatz nicht möglich, sie wird aber die Augäpfel und Gedanken in diesem eleganten Transitraum erfrischen.
(Januar 2014)