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  • Der Klimawandel hat die Stabilität der Schutzwälder gefährdet

    21.06.2022 | Text: Birgit Bernauer, Österreichische Bundesforste | Foto: © Österreichische Bundesforste
    Martin Stürmer ist Betriebsleiter des Forstbetriebs Inneres Salzkammergut. Seit neun Jahren forstet Helvetia in Kooperation mit den Österreichischen Bundesforsten Schutzwälder nach meist schweren Naturkatastrophen wieder auf. Vor zwei Jahren zerstörte in Obertraun ein orkanartiger Sturm auf einer Fläche von rund 5 Hektar den gesamten Baumbestand, im Frühjahr wurden daher 12.500 Jungbäume gepflanzt. Welche Bedeutung der Schutzwald hat und seine Rolle im Klimawandel, erklärt der diplomierte Forstwirt im Interview.
Diplomierter Forstwirt Martin Stürmer Betriebsleiter des Forstbetriebs Inneres Salzkammergut

Der Klimawandel hat die Stabilität der Schutzwälder gefährdet

21.06.2022 | Text: Birgit Bernauer, Österreichische Bundesforste | Foto: © Österreichische Bundesforste
Diplomierter Forstwirt Martin Stürmer Betriebsleiter des Forstbetriebs Inneres Salzkammergut
Martin Stürmer ist Betriebsleiter des Forstbetriebs Inneres Salzkammergut. Seit neun Jahren forstet Helvetia in Kooperation mit den Österreichischen Bundesforsten Schutzwälder nach meist schweren Naturkatastrophen wieder auf. Vor zwei Jahren zerstörte in Obertraun ein orkanartiger Sturm auf einer Fläche von rund 5 Hektar den gesamten Baumbestand, im Frühjahr wurden daher 12.500 Jungbäume gepflanzt. Welche Bedeutung der Schutzwald hat und seine Rolle im Klimawandel, erklärt der diplomierte Forstwirt im Interview.
Schutzwaldengagement
Helvetia Blog

Helvetia: Lieber Herr Stürmer, das Schutzwald-Engagement von Helvetia sorgt jährlich für über 10.000 Jungbäume in Schutzwaldflächen. Warum ist dies wichtig?

Stürmer: Gerade im Gebirgsland Österreich haben Schutzwälder eine große Bedeutung. Sie schützen die Bevölkerung, aber auch Infrastruktur vor Lawinen, Steinschlag, Murenabgängen und Bodenabtrag und verringern durch ihr Rückhaltevermögen die Hochwassergefahr. Daher muss alles daran gesetzt werden, die Schutzwälder gesund und stabil zu halten. Das ist nicht immer ganz einfach, weil sich diese in steilen und exponierten Lagen befinden. Eine aktive Bewirtschaftung ist dafür unerlässlich und darüberhinausgehend auch um vieles kostengünstiger und naturnäher als technische Wildbach- und Lawinenverbauungen.

Der Klimawandel ist allgegenwärtig. Gerade auch als Versicherungsunternehmen spüren wir Wetterextreme. Wie hat sich der Schutzwald aufgrund des Klimawandels in den letzten Jahren verändert?

Der Klimawandel hat in der vergangenen Zeit auf jeden Fall die Stabilität der Schutzwälder gefährdet und die Naturgefahrenprozesse verändert. Als Folge des Klimawandels werden durch längere und häufigere Trockenperioden, mehr Hitzetage und intensivere Niederschlagsereignisse die Leistungen der Schutzwälder immer mehr reduziert. Andere Extremereignisse wie zunehmende Stürme, Anstieg der Waldbrandgefahr und großflächige Gefährdungen durch Borkenkäfer führen regional zum kompletten Ausfall der Schutzwirkung.

Was machen die Österreichischen Bundesforste um Schutzwälder zu bewahren?

Da rund ein Drittel der Bundesforste Wälder der Schutzwaldkategorie zugerechnet werden, tragen die Bundesforste eine sehr wichtige Rolle in der Erhaltung und langfristigen Sicherstellung der Schutzwaldfunktionen und nehmen diese auch im Zuge der ÖBf-Schutzwaldstrategie sehr ernst. Durch Schaffung von Bedingungen, die eine natürliche Verjüngung in Schutzwäldern ermöglichen, frühzeitige Pflege – und Nutzungseingriffe und den Aufbau von mehrschichtigen Mischwäldern kann eine aktive Waldbewirtschaftung die Schutzfunktionen wesentlich verbessern und erhöhen.

Jedes Jahr wird eine andere Fläche neu aufgepflanzt. Was ist das Besondere an dem Schutzwald in Obertraun?

In diesem Schutzwald wurden 2020 durch einen orkanartigen Sturm auf ca. 5 Hektar der gesamte Baumbestand zerstört. Dieser Schutzwaldgürtel schützt einerseits die darunterliegende Siedlung, die Infrastruktur mit Wanderwegen und Bundesstraße und ist Quellschutzgebiet für die Gemeinde Obertraun. Durch die schnelle Aufforstung mit Lärchen, Tannen und Fichten und die sich einstellende Naturverjüngung mit Ahorn, Buche und Ulme entsteht einerseits ein gut durchmischter Wald, in dem jede einzelne Baumart ihre spezielle Schutzwirkung übernehmen kann und andererseits kann durch die zielgerichtete Wiederbewaldung schneller der Schutz gegen Steinschlag und die Wasserspeicherkapazität wieder hergestellt werden.

Über Martin Stürmer

Seit Mai 2022 ist DI Martin Stürmer Betriebsleiter für den Forstbetrieb Inneres Salzkammergut. Stürmer absolvierte sein Studium der Forstwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien. Danach war der gebürtige Oberösterreicher für private Waldbesitzer im In- und Ausland tätig und begann im Jahr 2002 als Forsteinrichter seine berufliche Laufbahn bei den Bundesforsten. Ab 2011 war er als Betriebsleiter-Stellvertreter und Immobilienspezialist im Forstbetrieb Inneres Salzkammergut tätig. In dieser hatte er auch die forstliche Produktion, das Borkenkäfermanagement und interne Waldbauschulungen im Betrieb inne.

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