Stürmer: Gerade im Gebirgsland Österreich haben Schutzwälder eine große Bedeutung. Sie schützen die Bevölkerung, aber auch Infrastruktur vor Lawinen, Steinschlag, Murenabgängen und Bodenabtrag und verringern durch ihr Rückhaltevermögen die Hochwassergefahr. Daher muss alles daran gesetzt werden, die Schutzwälder gesund und stabil zu halten. Das ist nicht immer ganz einfach, weil sich diese in steilen und exponierten Lagen befinden. Eine aktive Bewirtschaftung ist dafür unerlässlich und darüberhinausgehend auch um vieles kostengünstiger und naturnäher als technische Wildbach- und Lawinenverbauungen.
Der Klimawandel hat in der vergangenen Zeit auf jeden Fall die Stabilität der Schutzwälder gefährdet und die Naturgefahrenprozesse verändert. Als Folge des Klimawandels werden durch längere und häufigere Trockenperioden, mehr Hitzetage und intensivere Niederschlagsereignisse die Leistungen der Schutzwälder immer mehr reduziert. Andere Extremereignisse wie zunehmende Stürme, Anstieg der Waldbrandgefahr und großflächige Gefährdungen durch Borkenkäfer führen regional zum kompletten Ausfall der Schutzwirkung.
Da rund ein Drittel der Bundesforste Wälder der Schutzwaldkategorie zugerechnet werden, tragen die Bundesforste eine sehr wichtige Rolle in der Erhaltung und langfristigen Sicherstellung der Schutzwaldfunktionen und nehmen diese auch im Zuge der ÖBf-Schutzwaldstrategie sehr ernst. Durch Schaffung von Bedingungen, die eine natürliche Verjüngung in Schutzwäldern ermöglichen, frühzeitige Pflege – und Nutzungseingriffe und den Aufbau von mehrschichtigen Mischwäldern kann eine aktive Waldbewirtschaftung die Schutzfunktionen wesentlich verbessern und erhöhen.
In diesem Schutzwald wurden 2020 durch einen orkanartigen Sturm auf ca. 5 Hektar der gesamte Baumbestand zerstört. Dieser Schutzwaldgürtel schützt einerseits die darunterliegende Siedlung, die Infrastruktur mit Wanderwegen und Bundesstraße und ist Quellschutzgebiet für die Gemeinde Obertraun. Durch die schnelle Aufforstung mit Lärchen, Tannen und Fichten und die sich einstellende Naturverjüngung mit Ahorn, Buche und Ulme entsteht einerseits ein gut durchmischter Wald, in dem jede einzelne Baumart ihre spezielle Schutzwirkung übernehmen kann und andererseits kann durch die zielgerichtete Wiederbewaldung schneller der Schutz gegen Steinschlag und die Wasserspeicherkapazität wieder hergestellt werden.
Seit Mai 2022 ist DI Martin Stürmer Betriebsleiter für den Forstbetrieb Inneres Salzkammergut. Stürmer absolvierte sein Studium der Forstwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien. Danach war der gebürtige Oberösterreicher für private Waldbesitzer im In- und Ausland tätig und begann im Jahr 2002 als Forsteinrichter seine berufliche Laufbahn bei den Bundesforsten. Ab 2011 war er als Betriebsleiter-Stellvertreter und Immobilienspezialist im Forstbetrieb Inneres Salzkammergut tätig. In dieser hatte er auch die forstliche Produktion, das Borkenkäfermanagement und interne Waldbauschulungen im Betrieb inne.