Es gibt zwei bekannte Begriffe, die in den letzten Jahren als Verb neu im Duden aufgenommen wurden. Der eine benennt eine bekannte Suchmaschine. Der andere einen ehemaligen Minister aus Deutschland: Walter Riester. Wer in Deutschland heute riestert, spart für sein Alter – ähnlich wie mit der Säule 3a in der Schweiz. Über 16 Millionen Deutsche tun dies inzwischen. Obwohl es dabei massive Zuschüsse vom Staat und steuerliche Vorteile gibt, tun es nicht noch viel mehr, wunderte sich Moderatorin Christine Maier an einer weiteren Gesprächsrunde von TheTalk@TheStudio. Walter Riester, ihr Gesprächsgast und als Arbeitsminister in der Regierung von Bundeskanzler Gerhard Schröder der Erfinder dieser Vorsorgeform, ist damit aber ganz zufrieden. Schliesslich seien viele gar nicht zugelassen, wie zum Beispiel alle Selbständigen, erwiderte der gelernte Fliesenleger.
Dennoch, in einigen Punkten nennt er an der gemeinsamen Veranstaltung von Ringier und Helvetia durchaus Handlungsbedarf. «Angesichts der demografischen Entwicklung und der steigenden Lebenserwartungen, bilden wir zu wenige Rücklagen für das Alter», sagt Walter Riester. Und obwohl er die Schweiz für ihre Lösung mit der AHV und den drei Säulen der Altersvorsorge bewundere, bestehe auch hier Handlungsbedarf. «Als ich ins Erwerbsleben eintrat, betrug die Lebenserwartung nach der Pensionierung keine zehn Jahre. Heute sind es über 20», so der heute 73-Jährige.
«In der Tat», schloss sich Philipp Gmür, CEO von Helvetia dem Votum an; «um die Renten auch in Zukunft zu sichern, müssten wir die Rücklagen erhöhen, etwas länger arbeiten und mit etwas tieferen Renten auskommen». Helvetia unterstütze darum die Reform Altersvorsorge 2020, welche am 24. September 2017 zur Abstimmung komme, so Gmür. Alle drei Massnahmen seien in der Reform enthalten. Nur so bestehe eine Chance, dass das Volk eine solche Reform mittrage. Noch sind die Meinungen nicht gemacht, wie eine spontane Umfrage im illustren Publikum zeigte: Gerade mal die Hälfte weiss überhaupt schon, wie sie abstimmen wird.
Wohl gemacht sein dürften dagegen die Meinungen in Deutschland zu den bevorstehenden Kanzler-Wahlen − jedenfalls nach Einschätzung von Riester. Für den altgedienten SPD-Politiker ist die amtierende Bundeskanzlerin Angela Merkel die klare Favoritin. Gegenkandidat Martin Schulz sei zu sehr auf die Europa-Frage fokussiert. Trotz vieler wichtiger Themen fehle es an einer Wahlkampfdiskussion, etwa zum Thema Sicherheit. Kein Thema hingegen gibt für ihn der Dieselskandal her: «Die Autoindustrie hätte es längst in der Hand, das Problem gemeinsam und offensiv zu lösen», so die klare Meinung des langjährigen Aufsichtsrats von VW.