Früher geschah es auf dem Schulhof, heute via Facebook, WhatsApp oder Instagram. Für Eltern ist das sogenannte Cybermobbing meist unbekanntes Terrain – sie wissen nicht so genau, was ihre Kids im Netz erleben, womit sie konfrontiert werden, alles bleibt in der virtuellen Welt. Stand 2019 geben 37% der Zwölf- bis 19-jährigen an, dass in ihrem Bekannten- oder Freundeskreis schon mal jemand über Social Media oder Handy gemobbt wurde. Mädchen scheinen mit 42% häufiger betroffen zu sein als Jungs (31%). Wir klären auf, was Cybermobbing ist und was man dagegen tun kann.
Unter Cybermobbing versteht man das absichtliche Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen oder Belästigen anderer über einen längeren Zeitraum in den digitalen Medien. Beleidigungen werden zum Beispiel auf Facebook gepostet, kompromittierendes Bildmaterial wird unerlaubt hochgeladen oder es werden Fake-Profile angelegt. Die meisten Täter, auch Cyber-Bullies genannt, handeln zwar online anonym, doch in den meisten Fällen kennen die Opfer ihre Peiniger aus dem realen Umfeld, etwa dem Schulhof oder dem Arbeitsplatz. Das „Offline-Mobbing“ wird quasi online fortgesetzt.
Das "digitale" Mobbing geschieht rund um die Uhr. Cybermobbing ist dewegen besonders grausam, da es jederzeit praktiziert werden und man ihm kaum entkommen kann. Es endet nicht nach der Schule, denn die Cyber-Bullies können das Opfer durch Smartphone und Internet rund um die Uhr erreichen. Das Opfer hat keinen Rückzugsort.
Die Anonymität im Internet ermutigt viele Menschen, ihre Meinung zu sagen. Die Hemmschwelle sinkt. Die Cyber-Bullies nutzen das gnadenlos aus. Sie wiegen sich ihrer Anonymität in Sicherheit. Für die Opfer ist es beängstigend, nicht wirklich zu wissen, wer sie terrorisiert. Möglicherweise kennen sie den Täter gar nicht persönlich – das verstärkt die Unsicherheit, das Gedankenkarussell dreht sich ununterbrochen.
Allein in Deutschland nutzen 32 Millionen Menschen Facebook (Stand März 2019). Wird dort ein peinliches oder beleidigendes Foto veröffentlicht, ist das potentielle Publikum unfassbar groß. Die öffentliche Demütigung vor allen Freunden, Bekannten oder auch Unbekannten ist in hohem Maße verletzend für das Opfer. Es hat das Gefühl, nichts mehr kontrollieren zu können, an keinem Ort der Welt mehr sicher zu sein.
Während die Bullies im realen Leben unmittelbar die Reaktion des Opfers miterleben, bleibt dies im Internet aus. Das Ausmaß seiner Aktionen ist dem Täter vielleicht manchmal gar nicht bewusst – gerade deshalb sind die Beleidigungen online oft besonders grausam: Es kann sich keinerlei Mitleid oder Empathie beim Täter für das Opfer einstellen. Häufig werden die Bedrohungen immer schlimmer.
Konflikte unter Kindern sind normal. Online ist die Grenze zwischen einer kleinen Auseinandersetzung und Cybermobbing zudem schwer zu erkennen. Eltern sollten mit ihrem Kind im ständigen Kontakt darüber sein, was es im Internet erlebt, auf welchen Seiten es sich bewegt, mit wem es sich online austauscht. Als Elternteil sollte man allerdings nie so weit gehen, das Online-Verhalten des Sohns oder der Tochter auszuspionieren. Vertrauen bei gleichzeitiger Wachsamkeit ist hier der richtige Weg.
Angemessene Verhaltensregeln im Internet sind zudem folgende:
Kinder sollten lernen, online und offline gilt: Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest!
Das hetzt einen Streit nur noch mehr an. Auseinandersetzungen oder Diskussionen sollten nicht öffentlich geklärt werden, sondern lieber im privaten Chat oder am besten persönlich, denn ca. 60% der Kommunikation laufen non-verbal also über Gestik, Mimik oder Körpersprache ab. Wenn man sein Gegenüber nicht sieht, versteht man manche Dinge auch einfach falsch.
Private Fotos oder Videos sollten nicht leichtfertig veröffentlicht oder anderen geschickt werden. Das Internet vergisst nichts! Fotos und Videos können nach der Veröffentlichung von jedem heruntergeladen und sogar dann noch gesehen werden, wenn sie offiziell gelöscht sind.
Auch wenn es schwer fällt, am besten schon bei Verdacht auf Mobbing unerwünschte Beiträge und Personen blockieren oder bei der Plattform als missbräuchlich melden. Sich auf Auseinandersetzungen einzulassen bringt meist nichts.
Wird man tatsächlich im Internet gemobbt hilft das, was auch im „richtigen Leben“ für Entlastung sorgt: Man sollte die Familie oder die engsten Freunde in die Situation einbeziehen. Nichts ist schlimmer, als sich tatsächlich wie das einsame „Opfer“ zu fühlen – damit hätten die Cyber-Bullies nur ihr Ziel erreicht. Bei schweren Fällen sollte man sich außerdem Hilfe bei Anwälten und der Polizei suchen.