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Simson-Mopeds: Mit Spatz, Schwalbe und Star bis an den Balaton

Was sich wie der Reisebericht eines Ornithologen in Ungarn anhört, war das Motto unter dem 1964 bei der VEB Simson in Suhl eine legendäre Kleinkraftradserie aus DDR-Produktion ihren Siegeszug begann.

Text: Christiane Gagel; Fotos: iStock

Ähnlich wie bei der Entstehung des Piaggio Rollers 1946 wollte man in Thüringen ein massentaugliches und bezahlbares Fortbewegungsmittel für die DDR-Bürger bauen. Robust und langlebig sollte es sein. Das war die Geburtsstunde der KR51 auch »Schwalbe« genannt.

Mit dem Moped über Stock und Stein

Die Anforderungen waren hoch, die Höchstgeschwindigkeit von Tempo 60 auf der Straße sollte ebenso problemlos möglich sein, wie die Nutzung eines unbefestigten Feld- oder Waldwegs. Und wer jemals Gelegenheit hatte die Straßen der ehemaligen DDR selbst zu nutzen, weiß das dabei die Feldwege wahrscheinlich die geringsten Probleme verursachten. Die Langlebigkeit der Simson-Modelle zeigte sich jedoch nicht nur in der hohen Kilometerleistung bis zur ersten Reparatur. Auch in der Durststrecke nach dem Mauerfall bewiesen die Kleinkrafträder Durchhaltevermögen und besetzten erfolgreich ihre Nischen.

Nach der Wende war das Losdüsen leider nicht ganz so einfach. Das Simson-Werk gehörte leider zu den ersten Betrieben, die aufgrund der Konkurrenz aus Westdeutschland und Asien am Markt scheiterte. Viele Zweiradfahrer stiegen aufs Auto um, Kunden wollten erst mal ein modernes Design und die Langlebigkeit von Schwalbe, Sperber und Star wendete sich gegen den Hersteller.

60 km/h mit Mopedführerschein Klasse M

Das diese Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h in der 50 ccm-Klasse tatsächlich erreicht wurde, beflügelt noch heute den Kult um die »Vögel« aus Suhl, denn aufgrund der 50ccm Klasse kann man sie ab einem Alter von 16 Jahren mit den Führerscheinen der Klasse M fahren. Um loszudüsen braucht man nur ein Versicherungskennzeichen.

Pro Jahr 10.000 Kleinkrafträder in Simson-Ersatzteilen

Die Simson-Kleinkrafträder sind praktisch nicht tot zu kriegen und so blieb der klassische Schwund und damit eine konstante Nachfrage aus. 2003 ging Simson pleite. Doch mittlerweile werden pro Jahr so viele Simson-Ersatzteile, wie z.B. Kickstarter, Zylinder, Bremsbeläge, Telekabel, Vergaser, Auspuff u.v.m. hergestellt, dass fast 10.000 neue Vögel das Werk verlassen. Die Firma MZA aus Kassel übernahm nicht nur die Ersatzteil-Produktion sondern auch das Know-how der Mitarbeiter und baute damit ein bis heute florierendes Geschäft auf.

Es gibt also nicht nur unzählige Fan-Clubs für Simson-Fahrer (speziell der Simson-Schwalbe), sondern auch wieder Ersatzteile im Überfluss. Wahrscheinlich würde sich das ehemalige DDR-Kleinkraftrad heute sogar wieder im großen Stil verkaufen. Doch die hohen Anforderungen bezüglich Abgaswerte machen eine Renaissance der Zweitakter eher unwahrscheinlich.

Warum Schwalbe fahren?

Doch die Fangemeinde der Retro-Mopeds wächst. In diversen Online-Foren wie dem SimsonForum.net, dem »Schwalbennest« oder ganz spezifisch dem Schwalbe-Pilot (Schwalbe-Forum), tauschen sich Fahrer aller Generationen über ihre Schwalbe aus. Nach dem Grund für die neu erwachte Euphorie befragt, gibt es immer die gleichen Antworten:

  • Der Retro-Style ist einfach Kult
  • Man darf damit 60 fahren
  • Man kann alles einfach selbst reparieren und findet immer Ersatzteile
  • Sie halten ewig, sind daneben zuverlässig und extrem praktisch
  • Man findet schnell Gesprächspartner

Allen gemeinsam ist altersunabhängig das einmalige Fahrgefühl.

Allgemeine Betriebserlaubnis schnell ersetzt

Falls man ein älteres "Vorwende"-Modell erwerben möchte, braucht man keine Angst zu haben. Die eventuell fehlende ABE (Allgemeine Betriebserlaubnis) ist schnell beantragt. Das geht heute sogar online über die Homepage des Kraftfahrbundesamtes (KBA) und ist mit weniger Aufwand und Kosten verbunden, als die Beantragung einer neuen ABE beim TÜV.

Checkliste: was Sie beachten sollten

Die einzigen Anforderungen, die die »Suhler Vögel« Schwalbe, Spatz oder Sperber an ihre Besitzer stellen, sind regelmäßige Wartung und bei längeren Standzeiten eine ordentliche Wiederinbetriebnahme. Falls man sein Moped nicht für die Winterstandzeit vorbereitet hat, sollte man vor der ersten Fahrt Schritt für Schritt vorgehen, um Totalausfälle oder erhöhten Verschleiß auszuschließen. So machen Sie Ihren Moped fahrbereit nach dem Winter:

Benzinfluss sicherstellen

Reinigen Sie den Tank und stellen Sie sicher, dass es nicht aufgrund von Dreck oder Rostteilchen im Tank zu Problemen im Fahrbetrieb kommt.

Vergaser reinigen und Dichtungen ersetzen

Den Vergaser sollte man gründlich reinigen, Schwimmer und Schwimmer-Nadelventil und alle relevanten Dichtungen ersetzen.

Sichtprüfung der Zündanlage

Diese sollte immer in eingebautem Zustand erfolgen, um sicherzustellen, dass ein kräftiger und gleichmäßiger blauer Zündfunke vorliegt. Auch hier sollte man auf beschädigte Bauteile achten und sie austauschen.

Getriebe-Ölwechsel durchführen

Der Wechsel des Getriebeöls sollte regelmäßig alle 2 Jahre oder je 10.000 km Laufleistung erfolgen. Um den weiteren verschleißarmen Betrieb sicherzustellen, sollte man genau das vom Werk vorgegebene Getriebeöl (SAE80 GL3) verwenden. Die oft angebotenen Getriebeöle mit dem Zusatz GL4 oder 5 können zu einer rutschenden Kupplung führen.

Sicherheitsrelevante Bauteile

Bei sicherheitsrelevanten Bauteilen sollten Sie sowohl eine Sicht- als auch eine Funktionsprüfung vornehmen:

a. Bremsanlage
b. Antriebskette
c. Bowdenzüge
d. Beleuchtungsanlage
e. Reifen und Reifendruck
d. Batterie und Batterieflüssigkeit

Da es wie erwähnt mittlerweile eine Vielzahl an Ersatzteilen gibt, steht der Inbetriebnahme nach dem Winterschlaf dann nichts mehr im Weg.

Moped versichern und los

Wie erwähnt ist nicht nur die Verfügbarkeit von Ersatzteilen ein großes Plus: Auch die Mopedversicherung ist schnell abgeschlossen und im Vergleich zu anderen Marken-Mopeds kommt man nicht nur schnell, sondern auch relativ günstig voran. Wer seine Schwalbe vor 1992 das erste Mal auf die Straße gelassen hat, braucht nur ein Versicherungskennzeichen.

Im Helvetia Mopedrechner kann man nicht nur bequem seinen Beitrag berechnen (sowohl für die obligatorische Haftpflichtversicherung, als auch Haftpflicht inkl. Teilkasko). Nach Abschluss erhält man die Kennzeichen bequem per Post. Dann steht dem nächsten (Aus)Flug nichts im Weg.
 

Wissenswert!

Ein Vorteil der Simson-Mopeds: Wenn sie vor dem 29.02.1992 das erste Mal zugelassen wurden, brauchen Sie kein amtliches Kennzeichen zu führen. Für alle späteren Baujahre bietet die Helvetia Mopedversicherung günstige Haftpflicht oder Haftpflicht + Teilkaskoprämien an.

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