Mittlerweile hat allerdings ein neuer Risikofaktor den klassischen Unfallursachen deutlich den Rang abgelaufen: Das Handy am Steuer ist inzwischen der häufigste Grund für Unfälle auf Deutschlands Straßen — oft mit dramatischen Folgen.
Handygespräche, Sprachnachrichten und Textnachrichten beim Autofahren: Wieso ist die Benutzung des Handys am Steuer überhaupt so gefährlich? Nehmen wir an, Sie sind mit dem Auto unterwegs und stellen gerade fest, dass Sie etwas zu spät zu ihrem verabredeten Termin kommen. Also zücken Sie kurz das Handy, um eine SMS zu schreiben. Man möchte ja höflich sein. Statt sich auf das Verkehrsgeschehen zu konzentrieren, wählen Sie kurz den gewünschten Empfänger, tippen schnell Ihre Nachricht und schicken sie ab. Alles in allem etwa 5 Sekunden. Keine große Sache, oder? Leider doch: Bei nur 50 km/h sind Sie gerade fast 70 Meter im Blindflug unterwegs gewesen und haben nichts von dem mitbekommen, was um sie herum passiert ist.
Die wenigsten Fahrer sind sich darüber im Klaren, wie sehr sich selbst die kurze Nutzung des Handys beim Autofahren auf ihre Fähigkeit auswirkt, ein Fahrzeug sicher durch den Verkehr zu steuern. Tatsächlich wird das individuelle Unfallrisiko durch das Telefonieren mit dem Handy am Steuer um das Dreifache erhöht. Mal eben kurz eine SMS zu schreiben, bedeutet ein 6-fach erhöhtes Unfallrisiko. Und das Eingeben von Telefonnummern sogar ein 12-fach höheres Risiko, einen Unfall zu verursachen.
In Deutschland ist das Handy am Steuer deshalb längst verboten. Dabei gilt: Wer als Fahrer bei laufendem Motor ein Handy einfach nur in der Hand hält, benutzt es damit schon und begeht allein dadurch eine Ordnungswidrigkeit. Allerdings scheint das Verbot deutsche Fahrer nicht wirklich zu beeindrucken. Nach wie vor ist fast jeder 14. Autofahrer ein Smartphone-Sünder. Überträgt man Langzeitstudien aus den USA auf Deutschland, passieren bei uns ca. 50.000 Unfälle im Jahr nur aufgrund von Ablenkung durch Handys.
Auf den Punkt gebracht: Verboten ist alles, wozu man das Handy in die Hand nehmen muss und was einen dadurch vom Autofahren ablenkt.
Verboten ist also:
Grundsätzlich gilt: Ein Kraftfahrzeug birgt generell ein Gefahrenpotential. Entsprechend ist jeder, der ein Fahrzeug im Straßenverkehr betreibt, zu erhöhter Sorgfalt verpflichtet. Werden Sie beim Telefonieren beim Autofahren erwischt, müssen Sie deshalb mit einem Bußgeld von 100 € und einem Punkt in der Flensburger Verkehrssünderdatei rechnen. Haben Sie durch die Handynutzung zusätzlich andere Verkehrsteilnehmer gefährdet, drohen Ihnen 150 € Bußgeld und gleich zwei Punkte in Flensburg. Außerdem müssen Sie sich für einen Monat von Ihrem Führerschein verabschieden.
Wenn Sie sogar einen Unfall verursacht haben, wird das Bußgeld noch teurer. Was aber noch entscheidender ist: Wird Ihnen als Unfallverursacher die Handynutzung und damit Fahrlässigkeit nachgewiesen, können Sie sogar Ihren Versicherungsschutz verlieren.
Eine Handy-Halterung ist kein Freibrief für die Nutzung des Geräts bei laufendem Motor oder gar während der Fahrt. Denn auch, wenn Sie das Handy nicht in der Hand halten, sind Sie beim Tippen oder Lesen vom Verkehrsgeschehen abgelenkt. Auch die Verwendung der Lautsprecherfunktion schützt Sie nicht vor Strafe. Wer sich das Handy vor den Mund hält, hat mit denselben Konsequenzen zu rechnen, wie jemand, der es sich ans Ohr hält.
Eine Grauzone ist dagegen ein schneller Blick aufs Handy während man an einer roten Ampel wartet und die Start-Stop-Automatik den Motor abschaltet. Laut der Entscheidung eines Oberlandesgerichts fällt diese Nutzung nicht unter das Handy-Verbot, bei den allermeisten Gerichtsverfahren wurde allerdings anders entschieden und eine Strafe verhängt. Um sich Ärger zu ersparen, sollte man auch hier das Handy einfach mal aus lassen.
Erlaubt ist das Telefonieren am Steuer ausschließlich über eine fest eingebaute Freisprechanlage, die sich über das Lenkrad bzw. den Bordcomputer des Fahrzeugs bedienen lässt.