Dario Cologna zu Besuch in St. Gallen

Zum Interview besucht uns Dario Cologna am Helvetia Hauptsitz in St. Gallen. Er sei ohnehin gerade auf dem Weg zu einem Business Event am Bodensee. Bis zu seinem Rücktritt nach der Saison 2021/2022 hat Dario Cologna im Langlauf Medaille um Medaille gewonnen. Als Weltmeister, vierfacher Gesamtweltcupsieger und vierfacher Olympiasieger hat er seiner Sportart in der Schweiz zu noch grösserer Popularität verholfen. Heute hat er neue Pläne und möchte den Nachwuchs fördern.

Dario, als erfolgreicher Langlaufprofi hast du dir physisch viel abverlangt. Warst du schon immer hart zu dir selbst oder hast du dir das mit der Zeit angeeignet?

Dario Cologna: «Ich war schon als Kind der Wettkampftyp. Ich wollte einfach immer gerne gewinnen – und das nicht nur im Sport. Es liegt wohl in meinem Naturell, dass ich hohe Erwartungen an mich selbst stelle und einfach möglichst viel aus einer Situation herausholen möchte. Man sagt von mir, dass ich diesen Anspruch oft auch an andere habe.»

Bist du auch Risiken eingegangen?

«Das grösste Risiko, das ich eingegangen bin, war der Entscheid, eine Spitzensportkarriere einzuschlagen. Es hat Mut abverlangt. Der sicherere Weg wäre gewesen, einen Beruf zu erlernen. Doch das Risiko hat sich gelohnt.»

Auch dein Rücktritt als Profisportler war ein grosser Schritt. Wie hast du diese Veränderung erlebt?

«Es war tatsächlich eine grosse Veränderung. Alles hatte sich immer um den Sport gedreht. Kaum war eine Saison fertig, fingen bereits die Vorbereitungen für die nächste an. Die Gedanken drehten sich meistens ums Training, darum, sich zu verbessern und vorwärtszukommen.»

Heute sei das anders, erzählt Dario Cologna. Er sei froh, die Erwartungen und den Druck im Spitzensport nun hinter sich gelassen zu haben und sich jetzt neuen Aufgaben widmen zu können. «Es war ein Privileg, Spitzensportler zu sein. Heute schätze ich es sehr, dass ich mit ein paar meiner bisherigen Sponsoren wie Helvetia weiterarbeiten kann. Ich habe mehr Zeit für meine Familie – und ich habe weiterhin Zeit für Sport. Das ist mir wichtig und tut mir gut.»

Du hast dich als ehrgeizigen Sportler beschrieben. Fehlt dir der Wettkampf nicht?

«Den regelmässigen Wettkampf brauche ich nicht mehr. Aber Sport war schon immer meine grosse Leidenschaft. Jetzt kann ich andere sportliche Ziele verfolgen, was früher nicht mit meinem Trainingsplan vereinbar war. Ich bin im September den Berlin Marathon gelaufen. Und ja, ich hatte den Ehrgeiz, einigermassen schnell zu sein. Aber es waren meine eigenen Erwartungen an mich selbst und nicht die von aussen. Fitness und sportlicher Lifestyle sind mir wichtig. Aber ich kann es heute auch mal lockerer nehmen.»

Dario Cologna ist in Berlin zum ersten Mal einen Marathon gelaufen. Sein persönliches, ambitioniertes Ziel, den Marathon in weniger als zweieinhalb Stunden zu laufen, hat er mit einer Zeit von 2:28:35 Stunden definitiv erreicht.

Du bist Botschafter für den Helvetia Schutzwald. Was bedeutet dir die Natur?

«Ich bin im Val Müstair aufgewachsen und schon von klein auf oft und gerne in der Natur unterwegs. Als Langlaufprofi war die Natur sozusagen mein Arbeitsplatz. Sie liegt mir also sehr am Herzen.»

Darum passe auch das Helvetia Schutzwald-Engagement zu ihm, meint Dario. Erst kürzlich war er im Kanton Tessin anlässlich der Wiederaufforstung des abgebrannten Schutzwaldes dabei, um selbst erste Jungbäume zu pflanzen. «Vor Ort wird einem einmal mehr bewusst, wie wichtig der Schutzwald zur Prävention von Naturgefahren ist.»

Stichwort Gefahren - wie sicherst du dich und deine Familie vor Risiken ab?

«Sich abzusichern und die Policen von Zeit zu Zeit zusammen mit einer Fachperson zu überprüfen, finde ich sehr wichtig - insbesondere bei grösseren Veränderungen im Leben. Nach meinem Rücktritt habe ich darum mit unserem Kundenberater unsere Versicherungen und die Vorsorge angeschaut und angepasst.»

Hast du als junger Profisportler bereits an die Altersvorsorge gedacht?

«Ja, die Vorsorge war mir schon immer wichtig. Dadurch, dass ich bereits mit 23 den Gesamtweltcup gewonnen habe und danach Olympiasieger geworden bin, konnte ich schon in jungen Jahren etwas für später zur Seite legen. Natürlich habe ich mich auch in punkto Vorsorge beraten lassen. Aber mir war schon immer klar: Die Zeit des Spitzensports ist begrenzt. Es ist wichtig, bereits früh vorzusorgen.»

Wie sieht ein Tag im Leben von Dario Cologna heute aus?

«Sehr abwechslungsreich. Oft bin ich als Botschafter für Sponsoren im Einsatz: an Kundenanlässen, für Fotoshootings, Referate oder Interviews. Es sind auch neue Projekte dazugekommen. Manchmal bin ich mit meinem bald zweijährigen Sohn unterwegs. In der Regel liegt auch noch eine Einheit Sport für mich drin.»

Dario Cologna hat sich zwar vom Profisport zurückgezogen – doch Sport spielt für ihn weiterhin eine grosse Rolle. Eines der neuen Projekte ist das 'Dario Cologna Youth Camp', mit dem er sich für den Nachwuchs im Langlauf einsetzt. Zusammen mit Trainern von Swiss Ski und Helvetia als Partnerin hat er im Juli ein Jugendcamp in Davos organisiert und geleitet. «Das Camp soll vor allem Spass am Sport vermitteln und die Jungen motivieren, dranzubleiben. Denn wenn sie nicht schon ganz vorne mit dabei sind, verlieren viele junge Sporttalente ihre Motivation für den Spitzensport – weil Trainingszeiten mit Lehre oder Gymi nicht mehr gut vereinbar sind. Dem möchte ich entgegenwirken und die nächste Generation auf ihre Karriere vorbereiten.»