«Ich war schon seit Monaten nicht auf der Verkaufsplattform aktiv. Da kam plötzlich eine Anfrage via App, wie denn der Zustand meiner Hundetransportbox sei. Kurz darauf erkundigte sich jemand anders, ob die Gartenmöbel noch erhältlich seien. Da wurde ich stutzig», erzählt Gianluca B.
Zur Sicherheit wollte er sein Passwort zurücksetzen. Die E-Mail, die dann zur Rückbestätigung kommt, kam aber nie bei ihm an. Schnell wurde Gianluca klar: Sein Profil musste gehackt und auf eine andere E-Mailadresse umgeleitet worden sein. Wie und wann, das kann er nicht nachvollziehen.
Was Gianluca erlebt hat, ist ein typischer Fall von Identitätsdiebstahl im Internet. Identitätsdiebstahl ist eine Betrugsform, bei der Kriminelle persönliche Daten einer Person stehlen und missbrauchen. Sie tätigen damit beispielsweise Käufe, Verkäufe oder eröffnen Konten unter falschem Namen. Mit den gestohlenen Daten können sie auch Phishing betreiben oder Falschinformationen verbreiten.
«Identitätsdiebstahl kommt leider sehr häufig vor. Eine Rückverfolgung auf die Täterschaft ist kaum möglich. Umso wichtiger ist es, aufmerksam zu sein und seltsame Vorkommnisse ernst zu nehmen, wie das Gianluca getan hat», erklärt Tobias Seitz, stellvertretender Leiter Technische Versicherungen Schweiz und Experte für Cyberthemen. Auch Unregelmässigkeiten auf Kreditkarten- und Bankkonto-Abrechnungen oder Bemerkungen von Bekannten könnten Hinweise sein.
Die Folgen können sich sehr unterschiedlich auswirken:
«Wer feststellt, dass etwas nicht stimmt, sollte umgehend sein Passwort ändern. Falls dies – wie im Beispiel von Gianluca - nicht geht, nehmen Sie Kontakt mit dem Support Ihres Anbieters auf. Professionelle Anbieter haben oft eine Lösung, um den Zugriff aufs Benutzerkonto zurückzuerlangen. Im Zweifelsfall lassen Sie Ihr Profil löschen», rät Tobias Seitz.
Haben Sie den Verdacht, dass Ihre E-Mailadresse missbraucht wird, informieren Sie Familie, Freunde und allenfalls Ihre Arbeitsstelle. Denn oft werden damit Phishing-Mails an die Kontakte im Adressbuch versendet.
Erhalten Sie Zahlungs-, Rückzahlungs- oder Gebührenforderungen, weil jemand mit Ihrer gestohlenen Identität etwas gekauft oder verkauft hat, sollten Sie Anzeige erstatten. Entdecken Sie Unregelmässigkeiten auf Ihren Konten, lassen Sie zusätzlich Ihre Kreditkarte sperren und informieren Sie Ihre Bank.
Gianluca hatte nochmals Glück gehabt. Er überprüfte alle seine weiteren Benutzerprofile von Streamingdiensten und Social Media Accounts, änderte die Passwörter und aktivierte überall, wo er das noch nicht getan hatte, die Zweifaktor-Authentifizierung. Damit ist sichergestellt, dass ein Profil nicht so einfach gestohlen werden kann. Neben der E-Mailadresse und dem Passwort kommt ein weiteres Sicherheitselement dazu, beispielsweise ein Bestätigungscode per E-Mail oder SMS.
«Cyberkriminelle nutzen jede Schwachstelle aus. Das können Sicherheitslücken bei Anbietern sein. Oft aber sind es die Benutzerinnen und Benutzer selbst, die ihre Sorgfaltspflicht vernachlässigen oder auf Betrugsversuche hereinfallen – on- oder offline», weiss der Experte. Sehr oft passiere der Betrug durch Phishing: Mittels gefälschter E-Mails, SMS oder QR-Codes führen Cyberkriminelle ihre Opfer auf täuschend echt aussehende Websites. Dort fordern sie die geheimen Daten ein. Er verweist auf die eindrücklichen Zahlen vom Bundesamt für Cybersicherheit: 2024 wurden 20'872 Webseiten als tatsächliche Phishing-Webseiten identifiziert. Mehr über Phishing erfahren Sie in unserem Blog.
Beispiele von finanziellen Folgen
Nicht versichert sind hingegen Schäden, welche durch illegale Aktivitäten im Internet entstehen